Wie man mit 2 Tagen Sommerreise 3 Tage „Ferien“ rausholt
Als es hiess «6i-Bus ab Ammel» haben wohl die meisten von uns schon ein erstes Mal leer
geschluckt. Zum Glück aber nicht lange, denn bereits im Zug Richtung Luzern wurden die
Schlücke voller. Die eigens für die Reise angefertigte TSV Anwil-Maske diente unter
anderem dazu, das eine oder andere müde Gähnen zu verdecken. Dem Trinkgenuss im
Zug stand sie allerdings etwas im Weg…
In Engelberg angekommen, machten wir uns – nach etwas Klettern in der Bahnhofstoilette
– an den Teil des Wochenendes, der obligatorisch ist, wenn man sich weiterhin Turn- und
Sportverein nennen will: eine Wanderung. Nach kleineren Krawallen mit Parkplatzbarrieren,
einem steilen und kurvigen Aufstieg und mehreren kuschligen Picknicks gelangten wir
schliesslich auf die Gerschnialp. Dort war es Zeit, mal einen richtigen Rast in einer Beiz
einzulegen, denn wir waren ganz erschöpft von all den Pausen zuvor.
Allzu lange durften wir jedoch nicht verweilen, schliesslich erwarteten uns Esthi, Saskia,
Claudia & co. in der Klosterkäserei Engelberg bereits sehnlichst, damit wir Ihnen bei der
Produktion ihrer Klosterglocken helfen konnten. Nach einer völlig unfairen Schätzfrage,
welche nur durch googeln richtig beantwortet wurde, waren wir schon wieder etwas
hungrig, vor lauter Käse. Deshalb degustierten wir uns einmal quer durch das Sortiment und
waren nach Käse, Wein und (etwas wenig) Brot genügend gestärkt für unser obligates
Gruppenbild im Klosterhof Engelberg.
Die Familienherberge Berghaus erklärte sich freundlicherweise bereit, uns an diesem
Wochenende für eine Nacht aufzunehmen denn – sind wir doch ehrlich – der TSV Ammel ist
nichts anderes als eine grosse, sehr laute und ziemlich anspruchsvolle Familie. So zumindest
wurden sie wohl vom OK Schreiber überzeugt, dem an dieser Stelle einen riesigen Dank für
die ganze Organisation auszusprechen sei – echt super, dass ihr die Verantwortung für uns
übernommen habt, meistens eine heikle Aufgabe (wie sich später an diesem Wochenende
noch herausstellen sollte). Das Berghaus verpflegte uns dann auch vorzüglich mit Spaghetti
und Wassermelonen zum Dessert.
Unser Ziel danach aber war klar: der bekannteste Club in Engelberg hatte an diesem
Samstag geöffnet und wollte von uns besucht werden. Um die Spannung und Vorfreude ins
unermessliche zu steigern, warteten wir im Restaurant Urchig oder Titlis oder Regina oder
wie das nun auch immer heisst eine Ewigkeit auf unsere Drinks. Dann war es aber soweit
und wir stiegen, gefolgt von ein paar frischgebackenen U19-Seilziehschweizermeistern aus
Stans, in die Gletscherspalte ab. Auch dank der Happy Hour hatten wir kaum
Berührungsängste – was sich später als ziemlich kritisch herausstellen sollte – und so
freundete man sich schon bald mit Seilziehern und Schwingern an und erfand neue Dance
Moves auf der Tanzfläche. Es gab auch HotDogs zum Kaufen.
Bis in die frühen Morgenstunden hatte der TSV den Laden im Griff und selbst dann begaben
sich die meisten nur widerwillig auf den Heimweg. Schlussendlich fanden dann aber alle ihr
Bettchen im Berghaus wieder – manche wurden sogar von der Türe bis zur Treppe gefahren
oder gönnten sich noch einen Zubettgeh-Snack. Am nächsten Morgen hatten dann alle ein
wenig den Anschiss, vor allem die Frauen, da sie nicht duschen gehen konnten. Einige
hatten vom Vorabend auch noch eine Fahne, wie es sich halt gehört, bei einer Sommerreise
unseres TSV. Nach dem Frühstück fanden sich dann aber trotzdem alle mehr oder weniger
munter vor dem Berghaus wieder, um Reiseführer Phil zu lauschen, wo es denn als nächstes
hingehen soll.
Die Reise führte uns zum Trübsee, der seinem Namen gerecht wurde, sah man nämlich
kaum seine Hand durch den Nebel. Während ein Teil von uns schon mal die Bänke im
Bergrestaurant aufwärmen ging, liessen es sich die anderen nicht nehmen, trotz der
widrigen Bedingungen ein Ruderbootfährtchen auf dem See zu machen. Das Wasser war
doch relativ frisch, wie das gewisse herausfanden, indem sie mitten auf dem See
reinsprangen. Man hätte auch einen Finger nehmen können, um die Temperatur zu messen,
aber das wäre ja viel zu einfach gewesen. Unkoordiniert und auf dem indirektesten
möglichen Weg ruderten wir dann zurück, um uns zu den anderen zum Mittagessen
(Mayonnaise mit Chicken Nuggets und Pommes oder ein Süppli) zu gesellen.
Bevor wir wieder den Nachhauseweg antraten, stand aber noch eine Trottinettfahrt von der
Gerschnialp an. Der freundliche Bähnliführer wies uns an, die Abfahrt so richtig zu
geniessen, vor allem jetzt, wo es so schön nass sei, und unbedingt zu überholen, überall wo
es möglich ist. Gesagt, getan. Mit zittrigen Knien und in Rekordzeit kamen wir unten an und
freuten uns alle, denn wir hatten glücklicherweise nur wenige Todesopfer zu beklagen – die
meisten davon Regenwürmer auf der Strasse. Nach einem kleinen Rencontre auf dem
Fussgängerstreifen mit den Seilziehern vom Abend zuvor und einem wärmenden Kaffee
oder Guinness im Irish Pub war unsere Zeit in Engelberg vorbei und wir mussten Lebewohl
sagen.
Die grösste Überraschung des Wochenendes folgte allerdings erst am anschliessenden
Donnerstag. Dann wurde nämlich einer nach dem anderen per SMS informiert, dass wir am
Gewinnspiel, für das wir uns in der Gletscherspalte auf einer Liste eingetragen hatten,
gewonnen haben! Alle 26 Nasen bekamen 3 zusätzliche Ferientage für die Arbeit/das
Studium geschenkt und durften/mussten zuhause bleiben! Ein schönes Souvenir, das wir
aus Engelberg mitnehmen durften. Einige wenige regten sich unverständlicherweise über
die zusätzlichen Ferientag auf. Denen allen soll aber gesagt sein: Höret doch uf, es bringt
eifach nuuiit!
Bericht: Darryl Ackermann